Wie bewahrt der Mensch sein Menschsein? –
Indem er sich in seiner Tiefe gründet, die Güte ist und Mitgefühl und Weite.
Ich habe meine Tür
ins Zimmer gestellt.
Worte schreiten herein,
besichtigen den Raum.
Mein Schweigen spricht.
Ein Satz nimmt Platz
und bleibt.
Innengrün
Im Verwehen der Nacht
höre ich deine Stimme.
Perlend entdeckt
reckt sich der Morgen
immergrün.
Ich erwache,
und löse meine Fahrkarte
zur Wiederkehr.
Reverse!
hineingeworfen ins Leben,
zufällig: eine Mischung aus Liebe und Angst
(nur diese zwei Innenorte bleiben),
rot und schwarz.
Geschenk das Eine, Aufgabe das Andere –
Lebensaufgabe vielleicht.
Reverse! Drehe schwarz zu rot.
Meine Stille ist weiß
und tintenblau.
Ich schäle Träume, entkerne Tage.
Ich kreise deine Frage
ein.
Der Schabbat
trägt den Alltag, wie das Schweigen die Worte trägt
und das Licht das Dunkel.
Letztlich
bleibt von allen Religionen nur ihr Schweigen.
Gott
hat sich aufgelöst
ins Leben.
Heute:
deine Worte
eine offene Tür:
herein!
Eidechse
Eidechsenart in deinem Blick
verwundert ich entdeck:
Schnell in der Sonne heiß gemacht
und schnell in dein Versteck.
Und als ich dich dann fassen wollt
an deinem langen Schwanz,
ließest du ein Stück davon zurück,
doch dich verlor ich ganz.
Ganzheit:
Aus gut und böse wird Erfahrung,
Schuld und Unschuld ergibt Verantwortung,
aus Himmel und Erde wird der Mensch.
Sie wohnt im Davor und Danach
und in der Zwischenzeit
hebt sie die Worte auf
und schneidet sie in Nacht und Tag.
Sie geht hinaus im Spiegelbild,
verliert sich und doch nichts;
und schreibt den Namen ein
in Stein und Meer und Sand.
Aus Abrahams Stein
keim ich dir entgegen.
Immer bist du größer
als mein Herz.
Die Tage sind schon gebucht,
die Nächte bestellt
und kassiert wird im Voraus.
Vernagelt jede,
auch die Katzentür;
struppig hockt dort
mein Wind.
Auf Mondpfaden fliehen.
Ein Dornbusch brennt.
Nur was ich kenne,
kann ich in Frage stellen.
Nur was ich selbst erkenne,
gehört mir.
Die Heimbuche ist gefällt,
das Nest geräumt, der Flug gebucht,
dein Fuß beringt mit Ort und Zeit der Geburt.
Zugvogel.
Ein Halt –
ein Streichen über das Gefieder –
ein Hier, ein
Hin –
fort.
Immer wieder Stille.
Hinter mir lassen.
Weitergehen. Heute
ist nicht gestern.
Morgen wird wieder
anders sein.
Vielleicht ist es die Verwunderung
über unsere eigene Größe,
die uns unsere Schönheit verbergen lässt –
bis wir wirklich unser selbst
sicher sind.
Zeit
ist nicht Geld;
Zeit
ist Lebenszeit.
Würde ich zurückkehren,
wäre ich doch ein Anderer, als der, der gegangen ist –
und der Ort wäre auch einer,
den ich nun mit anderen Augen sehe.
Gut unangepasst
kann auch
passend sein.
Nicht jeder,
der fragt,
will auch
hören.
Mein Reimspecht
Auf meinem Schreibtisch sitzt der Reim
und schnäbelt Wörter kreuz und quer;
jetzt wippt er auf dem Versenbein
und trippelt tänzelnd hin und her.
Willst du wohl endlich stille sein,
so murrt der Tisch gedankenschwer.
Wir sind doch hier kein Tanzverein –
du nervst nur und das Blatt bleibt leer.
Denk nicht, ich sei gedankenlos,
mit leichter und sonetter Feder
bin ich zwar klein und du bist groß,
holznäsig auch und gut zwei Meter
lang und breit und narrativ –
doch mein Schnabelhieb trifft tief.
Kurt
Kuckucksuhr schnurrt
ruft surrt
Kurt knurrt
huhu Kurt
such Kurt such
Blutwurstduft
Kurt sucht
schwups glucks
Schlund zuckt
Hund ruckt
Kurt pupst
puh Kurt puh
Die Zeit zeigt ihr Innen:
Erinnerungen stellen sich
in Halbtonschritten auf
bis hin zu hellem Schweigen.
Dort,
wo alles willkommen
und kein Beweis nötig,
wo Ankommen schon immer ist
und innen auch außen,
ist Glück hellwach durchsichtig.
Ich
und neben mir fließt die Zeit.
Mein Spiegel träumt dabei –
ich liege wach, treibe mit dem Strom,
und bin doch überall zugleich.
Tagtraum
Jeden Tag zur selben Zeit
morgens auf dem Amselast
macht sich ein Gedanke breit,
bleibt, bis er mich ganz erfasst.
bau mit ihm im Wind ein Haus,
weit hinaus ins Traumgeäst,
mal die Wolken farbig aus
und dann steck‘ ich oben fest.
Wenn alles gefunden,
und nichts mehr verloren gehen kann,
wie dann leben?
Gelassen, gehen lassend, liebend.